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Notiz von unterwegs

Zum Jahrestag zweier gewaltsamer Tote

11. Mai: verspätete Erinnerung an zwei gewaltsame Tode

Ein Nebeneffekt des Reisens mit Bus und Bahn sind die vielen Stunden, die ich auf dem Weg von A nach B zu meiner freien Verfügung habe. So erfuhr ich beim Stöbern auf Facebook und X von zwei gewaltsamen Toden, die sich beide an einem 11. Mai ereigneten.

©Hitit Revan / Pixabay

Tod 1: Flensburg, 11. Mai 1945
Der Zweite Weltkrieg war seit drei Tagen zu Ende.

“Der Alte kann die Maschine allein anwerfen, der hat hier nichts mehr zu sagen.” So kommentierte der Matrose Johann Süß den Befehl, das Schiff anzuheizen. Dafür wurde er am 11. Mai 1945 – der Krieg war schon aus – von einem Erschießungskommando der deutschen Marine hingerichtet.

Süß sagte auch, er wolle “nur noch nach Hause”, jetzt da das Deutsche Reich kapituliert habe. Den Befehl führte er schließlich doch noch aus, doch das Kriegsgericht, das kurz darauf an Bord des Schiffes Gazelle tagte, verurteilte ihn wegen “Untergrabung der Manneszucht” und tätlichen Bedrohung von Vorgesetzten zum Tode.

Süß richtete ein Gnadengesuch an Vizeadmiral Bernhard Rogge und verwies darauf, daß schon zwei Brüder von ihm für Deutschland gefallen seien und seine Frau ein Kind erwarte. Rogge lehnte die Begnadigung am 10. Mai 1945 (zwei Tage nach der Gesamtkapitulation) ab.

20 Jahre später wurde gegen Rogge deshalb ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, aber rasch wieder eingestellt. Denn zu diesem Zeitpunkt war Rogge Konteradmiral der Bundesmarine. 1962 erhielt er das „Große Bundesverdienstkreuz“ der Bundesrepublik Deutschland.

Süß wurde heute vor 80 Jahren, am frühen Morgen des 11. Mai 1945, in Flensburg hingerichtet. Seine Leiche wurde am Schießstand Twedter Feld anonym verscharrt. Seine Frau und seine Eltern erfuhren erst 1952, wie er gestorben war. Die Leiche wurde exhumiert und auf dem Friedenshügel in Flensburg beigesetzt.

Das Foto zeigt Bernhard Rogge. Ein Foto von Johann Süß, einem der letzten Soldaten, die durch die Wehrmachtsjustiz hingerichtet wurden, ist mir nicht bekannt. Als er starb, war er 21 Jahre alt. R.I.P.

Quelle @NieMehrKrieg

Gepostet auf Facebook von Gerhard Smole

Tod 2: Jenin, Westjordanland, 11. Mai 2022
Die blaue Presse-Weste schützt nicht mehr.

Die palästinensisch-amerikanische Journalistin Shireen Abu Akleh wird während einer Recherche von einem Soldaten der israelischen Streitkräfte (IDF) erschossen. Sie war 51 Jahre alt. Der Dokumentarfilm Who Killed Shireen? (Wer hat Shireen getötet?) enthüllt nun, wer der Soldat war, und wie die damalige US-Administration unter Präsident Joe Biden es versäumte, von der israelischen Regierung Aufklärung einzufordern.

Shireen Abu Akleh, 1971 in Jerusalem geboren, gehörte der arabisch-christlichen Minderheit an. Seit ihrem Tod sind mehr als zweihundert palästinensische Journalisten von israelischem Militär getötet worden, vor allem im Nachklang des Terrorüberfalls der Hamas am 7. Oktober 2023. Israel behauptet, dass viele von ihnen in Wahrheit Anhänger oder Mitglieder der Hamas und Terroristen waren.

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