Vergewaltigte Frauen und ihre Kinder im Ostkongo
Während die Welt auf die Ukraine und den Nahen Osten blickt, auf Donald Trump, Elon Musk und jüngst auch auf Deutschland, versinkt der Osten der Demokratischen Republik Kongo erneut in einem Alptraum. Die „Rebellen“ der M23 marodieren wieder. Sie morden, plündern und vergewaltigen – und das bereits seit drei Jahrzehnten.

Die Tyrannei gegen die Bevölkerung und die Kriege zwischen den verschiedenen Milizen im Ost-Kongo hat ihren Grund im Kampf um die Rohstoffe in der Region. Einer davon ist das Erz Coltan, das weltweit in Laptops und Smartphones verbaut wird. Ausbeutung, Krieg und Korruption haben dazu geführt, dass das rohstoffreiche Land heute zu den ärmsten Staaten der Erde zählt. Medienberichten zufolge wird die M23-Miliz vom Präsidenten des Nachbarstaates Ruanda, Paul Kagame, einem engen Verbündeten des Westens auf dem Kontinent, unterstützt und bewaffnet. Kambale Musavuli, ein kongolesischer Autor und Menschenrechtsaktivist, erklärt gegenüber dem US-amerikanischen Nachrichtensender Democracy Now, dass die anhaltende Nachfrage der westlichen Länder nach kongolesischen Mineralien "für ihre Mitschuld" an der tödlichen Gewalt verantwortlich ist.
Vor zehn Jahren hatte ich die Gelegenheit, im Ost-Kongo einige Hilfsprojekte von lokalen Trägern zu besuchen. Die Menschen erzählten von unvorstellbaren Gräueltaten. Leider sind sie noch immer Realität, wie jüngst der Guardian berichtet: "Es war früher Nachmittag, als die M23-Miliz die kongolesische Stadt Rubaya überfiel. Auf einem Marktplatz fanden die Bewaffneten einen riesigen hölzernen Stößel und Mörser zum Zermahlen von Getreide. Sie begannen, Kinder zusammenzutreiben und sie in den Mörser zu zwängen. Isabel, 32, sah zu, wie die Rebellen die Schädel der Kinder bearbeiteten. Der Mörser färbte sich rot und quoll über vor Blut."
Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung. Viele der vergewaltigten Frauen werden schwanger und gebären Kinder. Doch weder die Familien noch die Gesellschaft akzeptieren diese Kinder. Viele von ihnen verwahrlosen und sind in Gefahr, sich den Milizen – den Vergewaltigern – anzuschließen. Die Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der katholischen Kirche in Bukavu versucht, diesen Kreislauf der Gewalt durch Aufklärung und Familientherapie zu durchbrechen.
So bietet meine Geschichte - wenn auch mit manchen grausamen Details - doch auch Schimmer der Hoffnung und berührende Momente, wenn einfache Menschen, in entlegenen Dörfern mitten im kongolesischen Wald, in Liebe zusammenstehen und neue Wege beschreiten - über alle sozialen Tabus hinweg. Das Radiofeature war 2014 für den Juliane-Bartel-Medienpreis nominiert.