Nachruf auf Terry Ree: Dakota-Sioux, Musiker, Comedian
55 Jahre lang waren sie ein erfolgreiches Musik-Comedy-Duo. Ihre politische Inkorrektheit machte „The Indian and the White Guy“ aus dem US-Staat South Dakota in beiden Kulturen legendär. Nun ist Terry Ree, der „Indianer“, gestorben. Er war 75 Jahre alt.
Der Indianer und der Weiße
„Dann tauschen wir: Die gibst mir euer Land, und ich gebe dir meine Gitarre“. Ein typisches Bühnengeplänkel zwischen Terry Ree, dem „Indianer“, und Bruce Williams, dem „Weißen“. Gegenseitig sich selbst und ihre jeweilige Kultur durch den Kakao zu ziehen, galt als das Markenzeichen des Duos, das sich laut ihrer Webseite gekonnt „vor politischer Korrektheit und Konformität drückte“. Im Jahr 2018 wurden „The Indian and the White Guy“ (Der Indianer und der Weiße) in die South Dakota Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Dass bei einigen politisch Korrekten allein bereits ihr Bühnenname für Aufregung sorgte, störte die beiden Musiker aus nicht die Bohne.
Noch zwei Beispiele: Bruce Willams, der Weiße, trägt mit Inbrunst seinen selbst komponierten Song „I love fat women“ vor. Daraufhin erhebt sein Partner Terry Ree, der Indianer, auf der Bühne Einspruch: „Das kannst du nicht bringen. Du machst mich verlegen.“ Darauf Williams: „Wer sieht denn schon, wenn du errötest!“ In einem anderen Sketch mokierte sich Terry Ree, der Indianer, über den Streit um den Spitznamen der Leichtathleten der University of North Dakota: Fighting Sioux (Kämpfende Sioux). Der Begriff wurde von den Sioux-Indianern abgeleitet und von etlichen als respektlos kritisiert. Terry Ree auf der Bühne. „Niemand, den ich, hat ein Problem mit ‚Fighting Sioux‘, nur einige empfindsame Weiße.“
Zurück auf Anfang
Der eigentliche Name des Duos ist schlicht „Williams and Ree“, gemäß ihrer Nachnamen. Doch der kam beim Publikum nicht so gut an. „Wir begannen, uns The Indian and the White Guy zu nennen, weil sich niemand an unsere richtigen Namen erinnern konnte. Aber ‚Der Indianer und der Weiße‘ blieb sofort hängen, und die Leute wussten, wer wir waren“, erzählte Terry Ree unter anderem in einer Country Road TV-Show. Er selbst gehörte dem Stamm der Crow Creek Sioux an und wurde nicht in einem Reservat, sondern in Huron, South Dakota, geboren. „Wir reden darüber, wie mein Land gestohlen wurde, und dass Bruce mein Partner sein will, falls wir jemals dafür bezahlt werden“, gab er in einem Interview mit dem Citrus County Chronicle einen anderen Sketch zum Besten. Und Bruce Williams, der Weiße, fügte hinzu: „Unsere Show ist einzigartig, weil wir über Dinge aus der Sicht der First Nation sprechen, immer mit Humor. Wir bringen die Leute zum Lachen, und sie sagen ‚Oooooh, die können ja auch singen‘. Wenn diese Art von Feedback von einem liebevollen Publikum kommt, ist das sehr hypnotisierend.“
Kennen gelernt hatten die beiden sich 1968 an der Black Hills State University in Spearfish, South Dakota. Williams hörte Ree während der Erstsemestereinführung Gitarre spielen und singen und begann, mit ihm in einem Schlafsaal zu jammen. Zusammen gründeten sie eine Zwei-Mann Stand Up-Comedy Band, die bei Konzerten von Musikbands die Zeit zwischen Liedern mit Sketchen füllte – und allmählich auch mit satirischen Comedy-Songs. Nachdem sie ein Jahrzehnt lang als Vorgruppe für regionale Musikgruppen aufgetreten waren, zogen Williams und Ree nach Los Angeles. Dort machten sie sich im Comedy Store, einem Comedy-Club am Sunset Strip in West Hollywood, und in TV-Shows einen Namen. Neun Jahre lang bereiteten sie das musikalische Desert bei der „Country Kitchen“ Koch-Show. Ihr Bühnenprogramm: ein Mix aus vor allem Country Musik, etwas Rock’n’Roll und vielen derben Witzen. In den letzten Jahrzehnten tourten sie quer durch die USA mit Abstechern nach Kanada. Im Jahr 2000 riefen sie gemeinsam das Williams and Ree-Stipendium für Studenten der darstellenden Künste ins Leben.
Hautnah
Im November 2022 hatte ich die Gelegenheit, „Williams and Ree“ bei einem Heimspiel, sprich einem Konzert in Deadwood in South Dakota zu sehen und zu hören. Kaum 25 Kilometer entfernt von dem Ort, an dem der Indianer und der Weiße sich 1968 kennen gelernt hatten. Bei ihrem Konzert in Deadwood durften mein Begleiter und ich die beiden sogar backstage besuchen.
Terry Ree (1949 – 21.12.2024)
Ich durfte sie dann auch noch interviewen, kurz vor Konzertbeginn. Auch dabei waren Terry Ree and Bruce Williams stets zu einem Späßchen aufgelegt. Sie erzählen über ihr Vorsprechen beim Comedy Store in Los Angeles, dass sie auf der Bühne vieles improvisieren, warum sie andere nicht verletzen wollen und doch weiter Indigene „Indianer“ nennen, warum Terry Ree nicht die Sprache seines Stammes spricht, und Rassismus nie aussterben wird – und warum sie nach einem Konzert in Kanada Morddrohungen erhielten.
Abschied
Im April 2024 gaben der Indianer und der Weiße ihr Abschiedskonzert im Grand Falls Casino in Iowa, an der Grenze zu South Dakota. „Wir lieben einfach, was wir tun“, sagte Terry Ree einem Reporter des Dakota Scout. „Seit 55 Jahren kommen die Leute, um uns zu sehen. Und wir schätzen das so sehr. Wir wollen einfach weitermachen, bis wir nicht mehr können.“
R.I.P. Terry Ree