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Stoppt die Steinigung von Madina!

Drei Jahre Taliban-Herrschaft: Eine Frau soll wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs zu Tode gesteinigt werden.

Seit drei Jahren herrschen wieder die Taliban in Afghanistan.

Steinigung in Afghanistan ©unbekannt

Nach dem Abzug der Nato-Truppen und dem Hals-über-Kopf Rückzug der USA, erklärten sich die Taliban am 15. August 2021 zur neuen Regierung Afghanistans. Seitdem sind die Frauen zu rechtlosen Wesen geworden. Eine Frau soll nun wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs sogar zu Tode gesteinigt werden.

Die Steinigung der Soraya M.

Eine junge Frau blickt mit Angst auf eine Schar Männer, die in einem großen Kreis um sie stehen. Jeden Moment kann einer der Männer den ersten Stein auf sie werfen. Und da passiert es: Ein Stein trifft die Frau an der Stirn, ihr Kopf wird nach hinten geschleudert, dann nach vorn, Blut tropft auf ihr weißes Kleid. Sie versucht, dem nächsten Stein auszuweichen. Doch bevor die Männer die Steine werfen, haben sie die Frau in ein Erdloch eingebuddelt. Daraus gibt es kein Entkommen. Es gibt auch kein Erbarmen. Von nun an werden die Männer so lange Steine auf den Kopf der Frau werfen, bis sie tot ist.

Die Szene aus dem Spielfilm „The Stoning of Soraya M.“ (Die Steinigung der Soraya M.) aus dem Jahr 2008 basiert einer wahren Geschichte. Soraya, die als Mädchen zwangsverheiratet wurde, war ihrem Mann im Weg, als er eine neue Ehe eingehen wollte. Daher beschuldigte er sie des Ehebruchs. Der Film von Cyrus Nowrasteh ist in ganzer Länge und mit englischen Untertiteln auf YouTube zu sehen sowie in einer kurzen Zusammenfassung. In einer Sequenz fleht Sorayas Tante verzweifelt um Gnade für ihre Nichte – und muss dann doch deren qualvollen Tod mit ansehen.

Denn bei der Steinigung geht es darum, dem oder der Verurteilten so lange schlimmste Schmerzen zuzufügen, bis der Tod eintritt. Deshalb dürfen die Steine nicht größer als die werfende Hand sein, um den Tod der Verurteilten hinauszuzögern. Der Mann wird dabei bis unter den Gürtel in ein Erdloch eingegraben, die Frau bis unter die Brust. Männer haben damit größere Chancen als Frauen, sich aus dem Erdloch zu befreien. Wem dies gelingt, dem wird die Strafe entlassen – falls er ein Geständnis abgelegt hat. Wurde er jedoch durch Zeugen überführt, wird er zur Vollstreckung in die Grube zurückgebracht.

Steinigung ist ein altes Ritualrecht das auf vor-islamische Traditionen zurückgeht. Schon im Pentateuch, den fünf Büchern Moses, gilt Steinigung als Strafe für Totenbeschwörung, Gotteslästerung und Ehebruch. Auch die klassischen Antike kannte die Strafe. Überlebt hat sie jedoch nur im islamischen Raum, freilich vor allem als symbolische Steinigung des Teufels während der Pilgerreise nach Mekka.

Ein Video, das nach Angaben einer iranischen Widerstandsgruppe aus dem Land geschmuggelt worden war, zeigt die Steinigung von zwei Männern im Iran. Das Video wurde bei einer Pressekonferenz in Bonn im Jahr 2016 vorgestellt.

In Afghanistan war die Steinigung unter der ersten Taliban-Herrschaft von 1996 bis 2001 eine verbreitete Strafpraxis. 2013 war sie offiziell verboten worden, doch nach der Machtübernahme vor drei Jahren kündigten die Taliban an, die öffentliche Steinigung von Frauen als Strafe für Ehebruch wieder einzuführen. Dieses grausame Ende soll nun eine Frau namens Madina erfahren.

Stoppt die Steinigung von Madina!

Das Hauptgericht der Taliban im Bezirk Shulgara in der Provinz Balkh habe Madina wegen einer außerehelichen Beziehung zur Steinigung verurteilt, schreiben afghanische Aktivistinnen auf Facebook. Der als vermeintlicher Liebhaber Mitangeklagte habe die außereheliche Beziehung abgestritten und sei zu einer „Ermessensstrafe“ verurteilt worden, was vermutlich Auspeitschen bedeutet. In einem Offenen Brief appellieren die Aktivistinnen an die Hilfsmission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA) und andere Institutionen, sich für Madina einzusetzen und ihre Steinigung zu verhindern.

"Wir, die sozialen und zivilen Bewegungen Afghanistans, appellieren dringend an alle Länder, insbesondere an die internationalen Menschenrechtsorganisationen, Druck auf die Taliban auszuüben und nicht zuzulassen, dass eine Frau in diesem Jahrhundert mit dem schwersten und abscheulichsten Akt der Unmenschlichkeit auf der Grundlage eines erzwungenen Geständnisses bestraft wird."

Dass in Afghanistan wieder gesteinigt werden soll, wird nur diejenigen verwundern, die die Geschichte des Landes nicht verfolgt haben. Denn auch während der zwanzig Jahre unter US-amerikanischer und Nato-Aufsicht hat es in Afghanistan – trotz des offiziellen Verbots – öffentliche Steinigungen gegeben. Über die sogar international berichtet wurde. Zwei Beispiele:

März 2015: Die 27-jährige Farkhunda wurde in Kabul von einem Mob gelyncht – mit Steinen und Fußtritten; sie wurde mit einem Auto überfahren und angezündet. Ein Mann hatte sie beschuldigt, einen Koran verbrannt zu haben. Die Schauspielerin Leena Alam verkörperte Farkhunda in einer Theaterinszenierung, die ihren Tod nachstellt.

Inzwischen dürfen in Afghanistan Frauen nicht mehr studieren und nicht mehr erwerbstätig sein. Zwangsverheiratung ist an der Tagesordnung. Mehr und mehr Mädchen und Frauen fühlen sich wie gefangen, sehen keine Zukunft für sich und nur noch einen Ausweg: Suizid.

Auf Facebook ist die Geschichte einer dieser Resignierten und Verlorenen beschrieben. Ob es sich um ein wahres Schicksal handelt oder um Fiktion, hoffe ich, noch recherchieren zu können. Auch, wer die Geschichte geschrieben hat.

Facebook ©unbekannt

Geschichte einer süßen Blume

Shirin Gul, ein Mädchen aus dem Herzen der Berge, lebte in einem kleinen Dorf; einem Dorf, in dem jede Ecke mit reiner und schöner Natur geschmückt war – aber hinter diesen Schönheiten gab es unsägliche Schmerzen. Süße Blume war ein Mädchen, das große Träume in ihrem Herzen hatte; Träume, die nie wahr werden sollten.
Das Leben im Dorf war einfach, aber hinter dieser Einfachheit gab es alte und schwere Bräuche; Bräuche, die oft auf die Schultern unschuldiger Mädchen fielen. Süße Blume wurde von diesem bitteren Schicksal nicht verschont. In dem Alter, in dem sie gerade den Duft des Lebens gerochen hatte, heiratete sie einen 65-jährigen Mann, der ihr von ihrer Familie aufgezwungen wurde und von verkommenen Traditionen.

Diese Zwangsheirat war für die süße Blume nichts anderes als eine schwere Kette an ihren Armen und Beinen. Sie, die einst mit Hoffnung und Verlangen in die Zukunft geblickt hatte, sah sich nun in einem Käfig eingesperrt, dessen Schlüssel andere in Händen hielten. Ihre Tage vergingen mit Seufzern, und ihre Nächte versanken in bitterer und endloser Stille. Niemand verstand ihren Schmerz, niemand hörte ihre stillen Schreie.
Süße Blume, in der Stille des Dorfes, war allein. Ihr alter Ehemann verstand sie nicht – und mit jedem Tag wurde das Leben dunkler und dunkler für sie. Ihre endlosen Tage waren gefüllt mit versteckten Tränen, die niemand sah, und mit Lächeln, das sie ihren Lippen abzwang. Aber ihr Herz konnte es nicht mehr aushalten. Sie konnte dieses Leben nicht länger ertragen – ein Leben, das sie nie gewollt hatte.
In einer dieser kalten und ruhigen Nächte im Dorf, als alle schliefen, und nur das Geräusch des Winds zu hören war, der durch die Bäume wehte, traf die süße Blume ihre Entscheidung. Sie konnte die Last dieses Lebens nicht länger tragen. Der Schmerz, den sie in ihrem Herzen trug, war zu tief. Sie ging den letzten Weg, der ihr Freiheit zu geben schien.

Die süße Blume hat sich in dieser dunklen Nacht von diesem grausamen Leben befreit. Sie erhängte sich an einem Ast und schrieb das bittere Ende der Geschichte mit ihren Händen voller versteckter Tränen. Am nächsten Morgen fanden die Dorfbewohner ihren leblosen Körper. Ein Mädchen, das einst voller Leidenschaft und Leben war, ertrank jetzt in ewiger Stille.
Süße Blume ist nicht mehr. Aber ihre traurige Geschichte bleibt für immer in den Herzen der Dorfbewohner. Die Geschichte eines Mädchens, das Opfer unfairer Traditionen wurde und am Ende die Freiheit suchte, die sie nie bekommen hatte. Sie ist jetzt in Frieden. Aber sie wird für immer vermisst in den Herzen derer, die sie kannten. Ihre Geschichte erinnert alle daran, dass Stille manchmal ein Schrei ist, den man nie hören kann.

Von Roqayya Sawari*

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Die Geschichte der Süßen Blume habe ich vom Englischen ins Deutsche übersetzt. Auf Facebook steht die persische Originalfassung.

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