Gastbeitrag Natur/Umwelt Politik USA

Hiroshima und das Uran auf indigenem Land

Gastbeitrag zum Hiroshima-Gedenktag am 6. August

Am 6. August 1945 warf ein US-Pilot eine Atombombe auf Hiroshima. Das Uran stammte von indigenem Land. Dort wurden auch Bombentests durchgeführt. 79 Jahre später wollen die USA den heimischen Uranabbau ankurbeln – erneut auf Kosten von Indigenen.

Von Monika Seiller

Am 06.08. jährt sich der verheerende Atombombenabwurf auf Hiroshima zum 79. Mal. In diesem Kontext möchten wir daran erinnern, dass das Uran für die US-Atombomben auf indigenen Land gefördert wurde und auch die Atombombentests auf indigenem Land durchgeführt wurden – allein über 1.000 auf dem Land der Western Shoshone. Auch die Indigenen zählen zu den Opfern des atomaren Wahnsinns – nicht nur in den USA selbst, sondern auch auf den Marshall Islands.

Erst 1990 wurde ein Gesetz zur Entschädigung der Opfer der Strahlung verabschiedet. Der „Radioactive Exposure Compensation Act“ (RECA), der allerdings die Folgen der Strahlung auf die Indigenen nicht annähernd berücksichtigte, sollte im Juli dieses Jahres erweitert werden, doch die Republikaner im Kongress verhinderten dies.

ADVANCE ACT* – ein Geschenk für die Atomlobby auf Kosten der Indigenen

Kaum beachtet von der breiten Öffentlichkeit hat US-Präsident Biden [im Juni 2024, Anm.] ein Gesetz unterzeichnet, das der Kernenergie neuen Auftrieb geben soll. Im Zentrum des Projekts geht es um neue AKWs, die einmal mehr mit dem Etikettenschwindel der „sauberen Energie“ beworben werden. Die jüngsten Entwicklungen wurden gar bei einem „White House Summit on Domestic Nuclear Deployment“ gefeiert, denn dabei geht es nicht nur um das Ziel, die Nuklearindustrie bis 2025 zu verdreifachen (COP28-Erklärung), sondern die heimische Kerntechnik wird natürlich auch als „nationale Sicherheit“ beworben. Vor allem geht es dabei um die „Small Modular Reactors“ (SMR), die u.a. Bill Gates mit seinem Unternehmen Terrapower vorantreiben will. Dafür will die Regierung zahlreiche Hürden senken, u.a. werden die Kosten für die Genehmigungsverfahren geschickt auf die Steuerzahler abgewälzt. Das Energieministerium (DOE) hat jüngst ein Budget von 2,7 Milliarden Dollar freigegeben, um niedrig angereichtes Uran aus heimischem Abbau zu erwerben.

Das führt direkt zu den „Opfern“ dieses Gesetzes, das ursprünglich gar nicht um Energiefragen, geschweige denn Kernenergie ging, sondern um Brandschutz. Aber in den USA ist es eine übliche Praxis, in Gesetze, die auf allgemeine Zustimmung stoßen, Passagen zu ganz anderen Themen einzubauen – die dann quasi einfach mit abgesegnet werden.

In diesem Fall hat das Gesetz nicht nur Auswirkungen auf die Zukunft, sondern trifft auch das Erbe der Vergangenheit. Denn das Budget, das ursprünglich für die Sanierung ehemaliger Uranminen auf indigenem Land vorgesehen war, wird nun für das neue Kernenergie-Revival umgeleitet. 100 Millionen Dollar, die für das Clean-up der Uranminen angesetzt waren, werden gestrichen.

Mahnende Stimmen verweisen zudem darauf, dass das ADVANCE-Gesetz die Verbreitung von Atomwaffen durch den Export von gefährlichen radioaktiven Materialien und Technologien beschleunigen könnte.

Erinnern wir uns: Am 16. Juli 1979, [also vor 45 Jahren, Anm.] kam es nach einem Dammbruch bei Church Rock (New Mexico) zum größten Atomunfall in der Geschichte der USA und kontaminierte weite Teile des Landes, insbesondere auf dem Gebiet der Dineh/Navajo.

Im Dezember 2023 begann Energy Fuels – gegen den Jahrzehnte langen Widerstand der Indigenen – mit dem Uranabbau in der Pinyon Plain Mine am Grand Canyon.


Dieser Text ist ein Auszug aus dem Newsletter 2024-07 der Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte. Die Ergänzungen in eckiger Klammer und mit * sind von mir.

*Der Accelerating Deployment of Versatile, Advanced Nuclear for Clean Energy Act (ADVANCE ACT) ist ein im Juni 2024 verabschiedetes überparteiliches Gesetz „zur Förderung der Entwicklung und des Einsatzes fortschrittlicher Kernreaktoren in den Vereinigten Staaten“.

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