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Terror gegen Christen in Nigeria

Nigeria ist eines der Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt und diskriminiert werden.

Gastbeitrag von Volker Seitz anlässlich des „Weltverfolgungs­index“ 2024

Altar in Nigeria ©Rebecca Hillauer

Christen werden in vielen Ländern wegen ihres Glaubens verfolgt. Der „Weltverfolgungsindex“ listet jedes Jahr die 50 Länder auf, in denen Christen am meisten gefährdet sind. Zudem wird beschrieben, wie Verfolgung und Diskriminierung konkret aussehen und sich auswirken. Nigeria ist auch in diesem Jahr wieder in den obersten Plätzen zu finden.

Von Volker Seitz

Über Christenverfolgungen musste ich leider immer mal wieder schreiben. Wie zu jedem christlichen Fest kam es auch letztes Jahr über die Weihnachtsfeiertage zu Terroranschlägen in 26 christlichen Gemeinden in Nigeria. Wie reagiert Deutschland?  Von Politik, Kirche, Medien kamen – wenn überhaupt – gut geölte Betroffenheitsfloskeln und sehr abwägende Beurteilungen über das mörderische Verbrechen. In einem Land, in dem Bischöfe manchmal das Kreuz ablegen und in Predigen staatsnah politisieren, verebbt die Anteilnahme rasch und es wird wieder verschämt geschwiegen, wenn es um die Not der Christen in Nigeria geht. 

Bischof Matthew Hassan Kukah von der Diözese Sokoto appellierte an Präsident Bola Tinubu, die Christen in Nigeria besser zu schützen. Im Bundesstaat Sokoto (im Nordwesten Nigerias) wurden Weihnachten 2023 198 Christen ermordet und über 300 verletzt, meist Frauen; Kinder und alte Personen, die nicht fliehen konnten. Darüber hinaus wurden 200 Häuser der Christen zerstört.

Maria Lozano, Sprecherin Hilfswerks  „Kirche in Not“ (siehe auch unten) zählte die neuesten Angriffe zu den gewalttätigsten in der Geschichte der ethnischen und religiösen Streitereien zwischen christlichen Bauern und den nomadischen Fulani-Hirten. Es gäbe Hinweise, dass Fulani-Gruppen in Kontakt mit der Terrormiliz „Boko Haram“ stehen, die auf die vollständige Islamisierung Nigerias abzielt. Durch Terror wurden in den letzten Jahren in Nigeria Zehntausende Menschen getötet und rund zwei Millionen vertrieben.

Von den ca. 220 Millionen Einwohnern Nigerias sind etwa 100 Millionen Christen. Der südliche Teil des Landes ist zu etwa 71 Prozent christlich, während der Norden – bei etwa 25 Prozent Christen – vorwiegend muslimisch geprägt ist. Die Scharia wurde 1999 in zwölf der nördlichen Bundesstaaten eingeführt. Dadurch wurde die brutale islamische Unterdrückung der Christen nicht verhindert. Morde, Vergewaltigungen, Entführungen, Zerstörung von Kirchen und privatem Eigentum werden von der Justiz nicht geahndet.

Das Versagen der nigerianischen Regierung, Schutz zu gewährleisten und die Verantwortlichen vor Gericht zu bringen, trägt laut den Berichten von Amnesty International zur weiteren Eskalation bei. Die Untersuchungen zeigten, dass die Angriffe gut geplant und koordiniert waren. Trotzdem wurde von den Behörden nur wenig unternommen, was Prävention, Verhaftung und Strafverfolgung betrifft, selbst wenn Informationen über die mutmaßlichen Täter vorlagen“ sagt Osai Ojigho, seit 2017 Direktorin von Amnesty International in Nigeria. 

In dem „Weltverfolgungsindex“ 2024 vom 17. Januar 2024 sind 50 Länder aufgelistet, in denen Christen der schlimmsten Verfolgung und Diskriminierung wegen ihres Glaubens ausgesetzt sind. Nigeria liegt (nach Nordkorea, Somalia, Jemen, Eritrea und Libyen) auf dem 6. Platz. Im jüngsten Jahresbericht der päpstlichen Stiftung „Kirche in Not“, die sich der Betreuung von Christen auf der ganzen Welt widmet, heißt es, dass zwischen Januar 2021 und Juni 2022 mehr als 7.600 nigerianische Christen getötet wurden.

Blutige Konflikte zwischen Bauern und Hirten gibt es auch andernorts in Afrika (vgl. Achgut.com vom 2.8.2018 „Tödliche Konflikte zwischen Ackerbauern und Viehzüchtern“) , aber in Nigeria sind sie religiös aufgeladen.


Der Text erschien erstmals bei Die Achse des Guten, Der Autor, Volker Seitz, war 17 Jahre lang Botschafter in Afrika und schrieb den Bestseller „Afrika wird armregiert“ (dtv). Für den WDR erzählte er mir seine Lebensgeschichte hier.

Im Jahr 2018 begelitete ich die ehemalige Pfarrerin und Entwicklungshelferin Renate Ellmenreich zu einem von ihr gegründeten „Witwendorf“ in Nigeria und nach Maiduguri, eine Stadt im Norden, Boko Haram Gebiet. Hören Sie mein Radiofeature über das Witwendorf hier. Und Ellmenreichs Lebensgeschichte hier.

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