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Notiz von unterwegs

Ich treffe eine verwandte Seele und erfahre von Montanas „Heimatautor“.

Begegnung: Montana-Literatur, Robbie Robertson und Haida Gwaii

Bozeman_Montana_USA_Rebecca-Hillauer
Toms Merkzettel @privat

Mein Bus fährt erst um 3:45 Uhr morgens. Ich vertreibe mir die Zeit mit einem Spaziergang. Kaufe spontan in einen Second Hand-Buchladen The Bean Trees von Barbara Kingsolver, das mir Liesl in Watchapreague, Virginia, letztes Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte, und das dann auf mysteriöse Weise verschwunden war.
Beim Weitergehen lassen mich die Klänge indigener Musik an einer Haustür klingeln. Tom öffnet und bittet mich nach ein paar Sätzen herein. Die nächsten zwei Stunden vergehen wie im Flug.

Tom erklärt mir, dass die Musik, die mich angelockt hat, von dem am 9. August 2023 verstorbenen Robbie Robertson ist, der Mitte der 1960er Jahre als Mitglied von „The Band“ Bob Dylan begleitete. Robertson wuchs in Kanada auf, seine Mutter entstammte dem Mohawk-Cayuga-Stamm, von dessen Musik sich der junge Robbie inspirieren ließ, sein leiblicher Vater war ein Nachkomme jüdischer Einwanderer.

Das Lied, das ich von der Straße aus gehört hatte, stammt von dem Album Robbie Robertson & the Red Road Ensemble.

Robbie Robertson & the Red Road Ensemble

Tom und ich palavern über seinen Motorradtripp über den Highway 20 durch Bella Coola in Britisch Kolumbien und über die indigene Insel Haida Gwaii, zu der wir, wie wir herausfinden, beide unbedingt noch reisen wollen. Tom gibt mir die Autobiografie This House of Sky. Landscapes of a Western Mind (Dieses Haus im Himmel. Landschaften eines Geistes des Pazifischen Nordwesten) von Ivan Doig mit auf den Weg. Der 2015 verstorbene Schriftsteller und Autor wurde 1939 in White Sulphur Springs geboren – in dem 900 Seelen-Ort, wo ich Ende Juli zum Red Ants Pants Musikfestival war. Und wo die gleichnamigen Arbeitshosen für Frauen von Sarah Calhoun ihren Ursprung haben (lesen Sie hier). In Montana spielen auch die meisten von Doigs sechzehn Büchern und Romanen. Und natürlich ist er so etwas wie eine Legende in seinem Heimatstaat.

Als ich mich von Tom verabschiede, fühle ich mich beseelt und beschwingt. Ich bin immer wieder dankbar für Begegnungen dieser besonderen Art, wie ich sie scheinbar nur auf Reisen erlebe.

Toms Hündin, eine Schäferhund-Greyhound-Mischung, heißt übrigens „Shotse“, eine Kombination aus dem Berg Lhotse, im Himalaya und dem deutschen Kosewort „Schatzi“. Sein letzter Hund hieß Mitzi.

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