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Spanien: Grünes Licht für Tierquälerei

In Spanien fördert eine Novellierung im Tierschutzgesetz das grausame Töten der Galgos Windhunde.

Tierschutznovellierung erleichtert das Töten der spanischen Windhunde.

Ab dem 29. September 2023 gilt in Spanien eine gesetzliche Neuregelung, die den Galgo, den einheimischen Windhund, vom Tierschutz ausnimmt. Das grausame Töten dieser Hunde am Ende der Jagdsaison wird dadurch noch erleichtert. Dies in einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union, die angeblich „westliche Werte“ hoch hält.

Jedes Jahr im Februar, wenn die Jagdsaison zu Ende ist, beginnt das grausame Sterben der Galgos, der spanischen Windhunde. Die Jäger entledigen sich aller Tiere, die in ihren Augen nicht mehr brauchbar sind: Sie ertränken, erhängen und verbrennen sie bei lebendigem Leib, überschütten sie mit Säure, vergasen, vergiften oder schläfern sie bestenfalls mit T61 ein. Laut Tierschutzorganisationen sollen so jährlich bis zu 60.000 Galgos qualvoll getötet werden. Die Gewinne rund um die Jagd und Windhundrennen werden auf bis zu 1 Millarde Euro geschätzt. Bisher gab es auf Provinzebene einen gesetzlichen Spielraum, um dem Treiben Einhalt zu gebieten. Die Neuregelung gelte jedoch landesweit und mache regionale Ausnahmen unmöglich, sagt Anna Clements, Direktorin der Tierschutzorganisation „S.O.S. Galgos“ in Barcelona.

Auf Windhunde spezialisierte Tierheime haben Teams, die ausrücken und überlebende Galgos retten. Freiwillige aus aller Welt helfen bei ihrer Betreuung und einer Vermittlung u.a. nach Deutschland und in die USA. Den Tierschützern ist klar, dass dies eine Symptombehandlung ist. Die Lösung des Problems bedarf einer Zusammenarbeit mit der örtlichen Politik und auf EU-Ebene. Denn auch aus Irland werden Windhunde nach Spanien verschickt, um dort für Wettrennen benutzt und verbraucht zu werden. Um ein Umdenken in der Bevölkerung zu erreichen, hat „S.O.S. Galgos“ in Zusammenarbeit mit der britischen Organisation Greyhounds in Need Lehrmaterial für Schulen entwickelt, das Kindern Verständnis und Mitgefühl für die Galgos vermitteln soll.

©Society for the Prevention of Cruelty to Animals (SPCA) International

Wie kann die Europäische Union in einem Mitgliedsstaat eine solche Tierquälerei dulden? Welche Einflussmöglichkeiten gibt es?

Ich habe 21 spanische Europa-Abgeordnete verschiedener Parteien um eine Stellungnahme bezüglich der Galgos gebeten – und von keiner/keinem eine Antwort erhalten.

Es gibt jedoch auch eine Intergroup on the Welfare of Animals, eine parteiübergreifende Tierschutzgruppe von Mitgliedern des Europäischen Parlaments. Am 3. Februar 2021 veranstalteten sie eine Online-Debatte über die Galgos, zu der auch Anna Clements von S.O.S. Galgos und Yeray Lopez, Regisseur des preisgekrönten Dokumentarfilms „Yo Galgo“, ihre Expertise einbrachten. Die beiden Redebeiträge sowie eine Aufzeichnung der Debatte lesen und sehen Sie hier.

Am 11. März 2021 appellierte die Parlamentariergruppe in einem „Offenen Brief zum Schutz von Jagdhunden in Spanien“ an die 17 autonomen Gemeinschaften, die beiden autonomen Städte und die spanische Regierung. Die Abgeordneten betonten, dass die Misshandlung von Jagdhunden in Spanien gegen die europäischen Werte verstoße und zudem mit Artikel 13 des Vertrags von Lissabon unvereinbar sei. Dieser verpflichtet die EU-Mitgliedstaaten, ihre nationalen Rechtsvorschriften so anzupassen, dass Tiere als fühlende Wesen anerkannt werden. Allerdings müssen dabei „die Gepflogenheiten eines Landes“ berücksichtigt werden – insbesondere in Bezug auf kulturelle und religiöse Eigenheiten. Hierzu zählt in den Augen ihrer auch Befürworter in Spanien immer noch die Jagd.

Trailer Yo Galgo mit deutschen Untertiteln ©MoonLeaks Yeray Lopez
Filmclip Yo Galgo mit englischen Untertiteln ©MoonLeaks Yeray Lopez
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