Wie eine Damenhosenfabrikantin andere Frauen und ländliche Gemeinden fördert.
Sarah Calhoun produziert im US-Bundesstaat Montana Damenarbeitshosen mit dem Namen Red Ants Pants: Rote Ameisen-Hosen. Aber nicht nur die Hosenmarke ist bekannt: Jedes Jahr Ende Juli zieht das Red Ants Pants Music Festival, ebenfalls von Calhoun gegründet, Tausende Besucher an. Die Erlöse fließen in Förderprojekte für Frauen und Mädchen sowie ländliche Familienbetriebe.
Als Sarah Calhoun 2005 nach White Sulphur Springs ins ländliche Montana zog, galt der Landkreis als der ärmste in den USA. Ein 900-Seelen Ort von Ranchern und Farmern, Hunderte von Kilometern von der nächsten Stadt entfernt. In einigen Häuserwänden sieht man noch Löcher von Gewehrschüssen aus der Zeit des Wilden Westens.
Calhoun, die selbst auf dem Land groß geworden war, hatte es immer gestört, dass die normalen Arbeitshosen, die für Männer geschneidert sind, bei ihr überall zwickten. Irgendwann fiel dann eine Geschäftsidee ein. In White Sulphur Springs angekommen, gründete sie eine Firma, die Arbeitshosen für Frauen herstellte: Red Ants Pants. Der Name deshalb, weil beim Tiervolk der roten Ameisen die Weibchen die ganze Arbeit erledigen, während die Männchen nach der Begattung sterben.
Alle Red Ants-Hosen sind Made in USA. Die Firma gedieh, doch Calhoun suchte nach einer zündenden PR-Idee für noch mehr Reichweite. Was liegt näher in Montana als ein Musikfestival in der weiten Prärie! 2011 organisierte die Damenhosenherstellerin einn Outdoor-Musikfest – und 6000 Menschen kamen. Inzwischen kommen jedes Jahr mehr als 15.000 Besucher, viele mit Kindern. Die Musik reicht von Country&Western über Folk, Blues, Rock bis Soul. Zum Programm gehören auch Vorführungen von traditionellem Handwerk wie Heuwagenfahren, Hufe beschlagen und Baumsägen, es gibt eine Künstlerecke, einen Holztanzboden und ein Kinder-Zelt.
Das Musikfestival ist eine Fundraising-Veranstaltung der Red Ants Pants Foundation, die ebenfalls von Sarah Calhoun gegründet wurde. Die gemeinnützige Stiftung fördert Frauen und Mädchen, landwirtschaftliche Familienbetriebe und ländliche Gemeinden. So wird aus den Erlösen des Festivals u.a. ein Girls‘ Leadership Programm finanziert. Sarah Calhoun wurde mehrfach als Geschäftsfrau und Gründerin ausgezeichnet und von Barack Obama ins Weiße Haus eingeladen. Und: Die Läden und Geschäfte in und um White Sulphur Springs machen zudem zur Festivalzeit einen Umsatz in Millionenhöhe. Der Landkreis gehört längst nicht mehr zu den ärmsten im Land.
Nachtrag vom 30. Juli 2023:
Last but not least habe auch ich es noch zum diesjährigen RAP Festival geschafft. Und kann nur bestätigen: ein friedliches Fest mit bunter Musik und fröhlichen Menschen. Gut organisiert, mit ausreichend Mülltonnen und Toiletten. Man kann sogar kostenlos Trinkwasser zapfen. Ein Shuttle-Service garantiert, dass man auch mit einigen Bieren intus sicher zurück in die Stadt gelangt – ohne seinen Führerschein zu riskieren. Und obwohl das Bier reichlich fließt, so vergeht das Festival doch ohne gröhlende, aggressive Betrunkene. Hier einige Eindrücke: