Statt Feuerwerk: Ben & Jerry’s und das gestohlene indigene Land
Den amerikanischen Nationalfeiertag verbringe ich dieses Jahr in Billings. Obwohl nicht besonders aufregend, erlebt die größte Stadt Montanas ebenfalls einen enormen Zuzug. Am beeindruckendsten: das abgefahrene Loft meines exzentrischen Gastgebers.
Doch da ist noch etwas: der Aufruf des Eiskrem-Herstellers Ben & Jerry’s:
„Die USA wurden auf gestohlenem indigenem Land gegründet – engagieren wir uns am 4. Juli dafür, es zurückzugeben!“
Ben & Jerry’s 2023
Der Anfang solle mit dem Mount Rushmore Monument gemacht werden, heißt es im Aufruf. Denn lange bevor South Dakota ein Bundesstaat wurde, lange bevor die Köpfe von vier amerikanischen Präsidenten in den Felsen des Mount Rushmore gesprengt wurden, war dieser Berg bei den Lakota-Sioux als Tunkasila Sakpe, die Sechs Großväter, bekannt – ein heiliger Berg, der sich aus den Black Hills erhebt, die als heilig gelten.
Die Black Hills sind bei den Lakota als „das Herz von allem, was ist“ bekannt. Nach jahrzehntelangem Kampf unterzeichneten sie die Verträge von Fort Laramie von 1851 und 1868, in denen ihnen eine 35 Millionen Hektar große „dauerhafte Heimat“ zugesprochen wurde. Die US-Regierung brach diese Verträge nur wenige Jahre später, als Goldsucher und Siedler in die Black Hills strömten.
1980 entschied der Oberste Gerichtshof der USA, dass der Mount Rushmore und die Black Hills tatsächlich gestohlen worden seien. Den Lakota wurde eine Entschädigung in Höhe von 105 Millionen Dollar zugesprochen, Doch die Stämme verweigerten die Zahlung. Warum Weil dieses heilige Land ihnen gehöre – und nicht zu verkaufen sei.
Das Geld wird seither treuhänderisch verwaltet und ist inzwischen (mit Zinsen) etwa 2 Milliarden Dollar wert. Die Stämme lehnen es immer noch ab, obwohl sie in einigen der ärmsten Gemeinden der USA leben.
Womit der Eiscreme-Hersteller wohl kaum gerechnet hatte: Es meldeten sich die Nachfahren eines indigenen Volkes, das ursprünglich auf dem Land siedelte, auf dem sich nun der Hauptsitz von Ben & Jerry’s im US-Bundesstaat Vermont befindet. Gegenüber dem Nachrichtenmagazin Newsweek bekundete ein Stammesführer ihr Interesse daran, „die Verantwortung für unser Land zurückzufordern“.