Reisen USA

Unterwegs: Philadelphia

Philadelphia, eine der ältesten Städte in den USA, hat mit die meisten Toten durch Waffengewalt. In der schwarzen Community gibt es Lösungsversuche.

Der erste Computer, beschauliche Parks and Black Guns Matter

Philadelphia ist eine der ältesten Städte der USA. Hier wurde die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung (4. Juli 1776) verkündet und die Verfassung beschlossen. Von 1790 bis 1800 war Philadelphia Nationalhauptstadt und damals die größte Stadt der USA sowie nach London die zweitgrößte englischsprachige Stadt der Welt. Heute ist „Philly“ mit rund 1,6 Millionen Einwohnern die sechstgrößte Stadt der Vereinigten Staaten und unter den größten Städtem die ärmste.

Mir ist die Stadt auf Anhieb sympathisch. Obwohl sie im Norden liegt, hat sie ein „Southern feel“. Vielleicht, weil innerhalb der Stadtgrenze inzwischen mehr Schwarze als Weiße leben, da Weiße tendenziell in die Vororte ziehen? Das Tempo erscheint mir jedenfalls wesentlich verträglicher als das der größeren Schwester, New York City. Wie dort wählen die Städter in Philly überwiegend demokratisch, während der restliche Bundesstaat, hier Pennsylvania, fest in Republikaner-Hand ist.

Im Amtrak-Bahnhof an der 30. Straße entdecke ich ein Schild: „Philadelphia ist die Heimstätte des ersten Computers. Er wog 30 Tonnen.“ Was Natur angeht, hat Philly wunderbare Parkanlagen. Etwa das Awbury Arboretum, das in der Sommerhitze so manchen zu einem Mittagsschläfchen verleitet.

Philly hat jedoch auch eine der höchsten Kriminalitätsraten der USA, die Zahl der Toten durch Schießereien steigt beständig. Viele dieser Morde werden nie aufgeklärt.

So bis dato auch der Mord an Andrew Stengel. Er wurde am 26. November 2021 um 20 Uhr 41 von einem Unbekannten erschossen. Um 21 Uhr 04 wurde der 29-Jährige für tot erklärt. Der Mord geschah nur ein paar Straßen weiter von dem Haus, in dem ich für zehn Tage wohne. An einem Strommast hängt Andrew Stengels Bild mit der Nachricht, dass eine Belohnung ausgeschrieben ist für Informationen, die zur Ergreifung des Täters führen.

Soll man den Besitz von Waffen stärker regulieren – oder widerspricht dies dem Zweiten Verfassungszusatz, der besagt, dass das Recht der Bürger, sich mit Waffen zu verteidigen, nicht eingeschränkt werden darf? Waffenkritiker und -befürworter sind über diese Frage bisher in hoffnungslos divergierende Lager gespalten. Ist die Antwort ein verantwortungsvoller Waffenbesitz? Wie erzieht / bildet man die Menschen zu einer solchen Haltung?

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Solutionary Center ©Rebecca Hillauer

Maj Toure, der Gründer von Black Guns Matter, glaubt, eine Antwort gefunden zu haben. In Brewerytown im überwiegend von Schwarzen bewohnten North Philadelphia hat der 34-Jährige ein Community Center eröffnet. Er nennt es Solutionary Center. Was so viel heißt wie „Lösungsorientiertes Zentrum“. Er bietet dort Kurse und Workshops für einen sicheren Umgang mit Waffen an. Zudem Yoga, TaiChi, Erste Hilfe, Infos zu Immobilienkauf und Bewerbungsgesprächen.

Ich habe an einem seiner Workshops zu Waffensicherheit teilgenommen und dort u.a. Barbara getroffen. Mehr bald in meinen Radiofeatures.

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