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Muslimischer Sklavenhandel im vorkolonialen Afrika

Zum Ausklang des BLACK HISTORY MONTH im Februar:

Der Handel mit afrikanischen Sklaven zählt zu den finstersten Kapiteln der abendländischen Geschichte. Doch ehe Europas Kolonialherren Afrika aufteilten, blühte dort der Menschenhandel: Afrikaner jagten andere Afrikaner und verkauften sie an muslimische Sklavenhändler.

Muslimischer Sklavenhandel in Afrika, SWR2, 10. Januar 2021

Als im Juni 2020 in London Black Lives Matter-AktivistInnen die Statue von Mahatma Ghandi mit dem Wort „Rassist“ beschmierten, wurde deutlich, dass zumindest diese jungen Leute zu wenig über Geschichte wussten – oder sie bewusst ignorierten. Politisch unkorrekt, aber von Historikern international erforscht: Während die Europäer ihre Kolonien skrupellos ausbeuteten, schafften sie gleichwohl den Menschenhandel innerhalb Afrikas ab – gegen den erbitterten Widerstand einheimischer Stammesfürsten, die den für sie profitablen Sklavenhandel weiterführen wollten.

HR Info sendete mein Feature, ergänzt um den Aspekt der Restitution (ab Min 22).


Vorkolonialer Sklavenhandel

„Der arabische Theil der Bevölkerung hier lebt vom Sklavenhandel. Alle Soldaten und die übrigen Sultansbeamten sind Helfershelfer und empfangen ihren Antheil am Raube.“

Freiherr von Eberstein, 1888

So beschreibt am 16. August 1888 Freiherr von Eberstein seine Erfahrungen im späteren Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania. In der Hafenstadt Lindi leitet er die Station der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. Im Landesinnern werden Schwarzafrikaner von anderen Afrikanern gejagt und an arabische Sklavenhändler verkauft, die sie über das Rote Meer und den Indischen Ozean weiter verschiffen. Der Freiherr ist erschüttert. Denn seit der sogenannten Berliner Kongo-Akte von 1885 ist Sklaverei völkerrechtlich verboten. Doch in Afrika geht der Menschenhandel überall dort weiter, wo die Kolonialmächte militärisch oder politisch keinen Zugriff haben. Dies sogar noch bis ins 20. Jahrhundert.

Muslimisches Sklavenreich

In seinem Buch „Weltgeschichte der Sklaverei“ beschreibt der Althistoriker Egon Flaig die islamische Sklaverei als die umfassendste, die die Sklaverei sowohl in der Antike als auch die in den späteren USA weit in den Schatten stelle.

„Das islamische Recht hat auch klar formuliert, dass ein Muslim einen Nicht-Muslim zum Sklaven nehmen darf. Aber umgekehrt darf ein Nicht-Muslim keinen Muslimen zum Sklaven nehmen“, sagt der Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide.

Hautfarbenrassismus

Afrika war diesbezüglich ein Sonderfall. Hier wurden sogar schwarze Muslime gezielt gejagt und versklavt. Nicht nur der Althistoriker Egon Flaig erkennt darin einen Rassismus der arabischen Muslime gegenüber dunkelhäutigen Menschen. Im Jahr 1614 schrieb ein schwarzer Rechtsgelehrter in Mali gegen diesen Rassismus eine Fatwa, ein islamisches Rechtsgutachten. Ahmad Baba hatte miterlebt, wie hellhäutige Marokkaner aus dem islamischen Nordafrika die muslimische Metropole Timbuktu zerstörten und versklavten.

In seiner Fatwa stellt er die orthodoxe islamische Lehre über den arabischen Hautfarbenrassismus:

„Der Grund der Sklaverei ist der Unglaube. (…) Wer auch immer als Ungläubiger gefangen genommen wird, darf nach dem Recht in Besitz genommen werden. Aber keinesfalls derjenige, der aus freiem Willen zum Islam übertrat von Anfang an, gleichgültig, welchem Volk er angehört. (…) Diese sind freie Muslime, die zu versklaven auf keine Weise gestattet ist.“

Ahmad Baba, 1614

Sklaverei bis heute

Erst im 20. Jahrhundert schafften islamisch geprägte Länder die Sklaverei offiziell ab. Etwa Persien 1928, die Türkei 1933 und Saudi-Arabien 1962.

Doch Papier ist geduldig. In Mauretanien, im Sudan und im Jemen soll es nach wie vor Sklaverei geben. CNN berichtete im Jahr 2017 von einem Sklavenmarkt in Libyen, auf dem junge männliche Flüchtlinge aus dem Sahel für 400 US Dollar versteigert worden seien.

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